Neuer Blog-Artikel

Zur Affäre Böhmermann fällt mir nur folgendes auf: liegt es daran, dass ich schon über 60 bin oder daran, dass meine Geschmacks- und ästhetischen Empfindungen gelitten haben? Ich bin gewiss kein Freund Erdogans und man sollte sich durch den Flüchtlings-Deal mit der Türkei auch nicht erpressen lassen. Aber was hat das denn um Himmels willen mit Kunst zu tun?? Satire ist eine feine Sache und je intelligenter sie daherkommt, desto mehr arbeitet sie mit feinen Anspielungen und Allegorien. Was Herr Böhmermann jedoch da in Form von Lyrik von sich gegeben hat, ist nicht nur dumm und dreist, sondern zutiefst beleidigend. Ich würde mich genau so dagegen wehren. Böhmermann scheint den Unterschied zwischen der Person und dem Amt nicht zu kennen. Man beleidigt ja Teile des Türkischen Volkes, wenn sein Präsident anlässlich eines Staatsbesuches derart herabgesetzt wird.  Ich dachte bislang, es gäbe im Blick auf die Freiheit der Kunst gewisse Grenzen des Geschmacks. Offensichtlich ist das nicht mehr der Fall, wenn gar im öffentlich-rechtlichen, gebührenfinanzierten Bereich derartige sprachliche Entgleisungen möglich sind, die ein Dieter Bohlen gegenüber den unbegabtesten Kandidaten seiner Casting-Show DSDS niemals in den Mund nehmen würde. Ich denke, der Bereich sexueller Perversionen sollte aus guten Gründen ausgespart bleiben, wenn es darum geht, jemandes Schwächen und Eigenarten zu karikieren. Sexueller Verkehr mit Tieren und die Befassung mit Kinderpornografie fallen nicht unter das Toleranzgebot und die Rechte individueller Freiheit und sexueller Selbstbestimmung können diesbezüglich, im übrigen aus guten Gründen, nicht reklamiert werden. Besteht Freiheit nicht auch darin, dass man gewisse Tabus beachtet und Grenzen nicht überschreitet? Jedenfalls habe ich es irgendwann mal in der Schule gelernt, dass Freiheit stets sittliche Bindung voraussetzt. Gewiss auch Bildung! Habe damals viel mit türkischen Gastarbeitern zu tun gehabt. In der Arbeitswelt an der Maschine herrscht oftmals ein rauer Ton und man darf nicht allzu empfindlich sein; doch niemand wäre auch nur auf die Idee gekommen, den türkischen Kollegen einen <Ziegenficker> zu nennen. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0